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Wie ich Charles Brown traf

Von Christian Christl

Er war als Pianist und Sänger Vorbild u.a. für Ray Charles. Sein swingendes Blues Piano eroberte vor allem in den 1960er Jahren die Charts in Amerika.

Und ich hatte das große Glück, ihn im Januar 1991 in Los Angeles kennen zu lernen.

Geboren am 13. September 1922 in Texas City, Texas, bekam Charles Brown schon früh klassischen Klavierunterricht. Bereits Ende der 1930er Jahre trat er mit eigener Band in Texas auf, arbeite als Chemie Lehrer und zog 1943 nach Los Angeles.

1944 trat er den Three Blazers bei, die von Johnny Moore geleitet wurden; mit ihnen spielte er erfolgreiche Titel wie den Driftin’ Blues ein. 1946 trennte er sich von der Band und gründete ein eigenes Trio. In dieser Zeit machte er auch seine ersten Plattenaufnahmen für Aladdin Records, darunter seine eigene Version des Klassikers “Driftin’ Blues”, die für sechs Monate in den R&B-Charts war.

Anfang der 1950er Jahre tourte Brown durch die Vereinigten Staaten, teilweise in einer Show mit Johnny Ace. Inzwischen wurden seine Songs von verschiedenen Größen der Rockmusik der 1950er Jahre interpretiert, darunter B.B. King, Sam Cooke, Fats Domino und Ray Charles, der Brown als ein großes Vorbild für sich bezeichnete. Weihnachten 1961 kam Brown schließlich erstmals in die Pop-Charts: Er erreichte Platz 76 mit der Single “Please Come Home For Christmas”. Nach Meinungsverschiedenheiten mit der amerikanischen Musikergewerkschaft wurden seine Songs zwei Jahre lang nicht gespielt.

In den 1970ern trat Brown zunächst noch regelmäßig auf, darunter mit T-Bone Walker, Amos Milburn und Johnny Otis, arbeitete später jedoch nur noch als Fensterputzer und Hausmeister. 1976 konnte Brown nach seinem Auftritt beim San Francisco Blues Festival ein Comeback starten. Als Folge dessen tourte er durch Texas, Louisiana und Mississippi und spielte auf dem Sacramento Blues Festival. Doch schon bald ließ das Interesse an Brown wieder nach. Er zog jedoch weiterhin durch die USA, spielte in verschiedenen Clubs, bis die LP One More For The Road von 1989 endlich Beachtung erlangte.

Das 1990er Album “All My Life”, mit Ruth Brown und Dr. John als Stargästen, bekam ausgezeichnete Kritiken und wurde von Down Beat zum Blues-Album des Jahres gekrönt.

Als Charles Brown auf Promo-Tour für dieses Album ging, weilte ich gerade in Los Angeles, um mit dem Vater des Blues, Willie Dixon, Aufnahmen für eine CD zu machen. Dixon`s Manager Scott Cameron war ebenfalls im Studio und hatte VIP-Karten für einen Abend mit Charles Brown im Roosevelt Hotel direkt am Hollywood Boulevard in der Tasche. Er lud uns ein, mit zu gehen. Und dort traf ich Charles Brown. Und durfte auch ein kurzes, aber tolles Gespräch mit ihm führen. Es kam aber noch besser. Denn während der Show holte Brown viele der anwesenden Stars auf die Bühne: Willie Dixon. Eric Clapton. Bonnie Raitt. Ruth Brown. Und auch mich. Darauf bin ich heute noch ganz besonders stolz.

Am 21. Januar 1999 starb Charles Brown an einem Herzfehler; er wurde noch im selben Jahr postum in der Kategorie „Frühe Einflüsse“ in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Er liegt auf dem Inglewood Park Cemetery in Inglewood bei Los Angeles begraben.

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